Morning Routine

Ich werde oft gefragt, wie mein Morgenritual aussieht. Ich praktiziere nun seit fast 10 Jahren ZEN Meditation und starte jeden Morgen mit einer festen Routine: Nachdem mein Sohn aus dem Haus ist, gehe ich an meinen Platz im Keller und lüfte, zünde Kerzen an, stelle meine dampfende Tasse grünen Tee bereit – zusammen mit Stift und dem 6-Minuten-Tagebuch. Das tägliche Journaling ist mir zu einer lieben Routine geworden. Sich morgens bereits auf das zu besinnen, was denn das Gute am heutigen Tag werden könnte und sich weg von Zweifeln und Sorgen hin zu Dankbarkeit zu orientieren ist so wohltuend für mich, dass ich es nicht mehr missen möchte. Danach übe ich 20-30 Minuten Yoga und Atemtechniken, wenn ich gut Zeit habe. Wenn ich knapper dran bin, gehe ich gleich über in eine 25 Minuten Morgenmeditation.

 

Wahrnehmen was heute ist.

Warum ich das jetzt so erzähle?

Nun, ich bin der Meinung, eine Morgenroutine ist Gold wert. Sie räumt mich regelmäßig auf und hilft mir wahrzunehmen, was gerade bei mir los ist. So habe ich die Möglichkeit in eine rationale Reaktion zu gehen und auszusteigen aus Gefühlswirrwarr und unbewussten Mustern.

Aber zugegeben – es war nicht ganz leicht sie zu etablieren. Jammert doch unser Geist gerne wenn es unbequem wird. Plötzlich nicht gleich gemütlich am Kaffeetisch sitzen und frühstücken? Oder nicht gleich schnell zu den ersten To Dos übergehen, die heute brennen? Nein – innehalten – dabeibleiben. Ich wollte genau wissen, welches Geheimnis hinter der Änderung von starken Gewohnheiten steckt. Wendy Wood hat dazu ein tolles Buch geschrieben: “Good habits – bad habits”. Hier beschreibt sie, wie wichtig es zu verstehen ist, daß Habits im Unterbewusstsein sitzen. Und wir diese nicht durch rationales Denken steuern können. Was hilft ist kontinuierliches Wiederholen, also der Aufbau einer Routine, sowie ein Belohnungssystem, das auch überrascht und nicht langweilig ist - das fördert die Dopamin Ausschüttung. So verankert sich eine Gewohnheit. Ganz wichtig ist es eigene Denk- und Handlungsmuster zu erkennen. Was ist gut im Sinne von hilfreich oder heilsam und was nicht? Dabei helfen natürlich Achtsamkeitstraining und die mitfühlende Haltung zu sich selbst. 

Und noch eine zweite Sache möchte ich hier erwähnen: Im Zuge des Studiums der Positiven Psychologie hatten wir eine Gastvorlesung von Tayyab Rashid. Er ist führender Forscher u.a. im Bereich Depression. Ich stellte die Frage, wie man depressive Patienten anleiten könne, auszusteigen aus dem Ruminieren. Diese furchtbaren belastenden negativen Gedankenspiralen, die nicht mehr enden wollen und Patienten quälen. Seine Antwort war: mit Micro-Changes. Zu versuchen gemeinsam mit Patienten herauszufinden, was der klitzekleine Funke Gutes am heutigen Tag sein könnte oder vielleicht sogar ein ganz kleines bisschen Hoffnung im Hinblick auf die Zukunft. Diesen Schnipsel herzuholen und mit dem Patienten genau anzusehen und dann Schritt für Schritt, ganz langsam größer werden zu lassen, das ist der Schlüssel. Das können wir auch im Coaching gut nutzen.

 Also Kontinuität, sich loben und ganz klein anfangen. Das hört sich doch gar nicht so schwer an, oder 😊

 

 
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